T   e   x   t   e


Bewegung durch Anwendung zurückstoßender und anziehender Sachen

 (aus: P. M. von Respur >Vom Mineral-Geist<, 17. Jhdt.)

 

„Die Kunst kommt früher zum Zweck als die Natur, weil jene geradezu ist, diese aber in die Runde gehet.

Der philosophische Künstler erkennt die Sachen wohl, welche zur Vollkommenheit einer Materie zum Gebrauch gehören. Er sucht dieselben wo sie sind. Er bringt sie zu denen, welche sie nicht haben, oder er nimmt das weg, was ihm schadet. Er scheidet das Wasser oder die Erde naturgemäß ab.

 

Wenn die Erde überflüssig ist, so macht es schwarze Farben, denn eine eben liegende Figur, welche mit der Erde gänzlich übereinkommt, widersteht dem Lichte nicht, welches geschwinde und ungehindert drüberhin gleitet.

Die Überflüssigkeit des Wassers verursacht die Weiße, denn die runde Figur widersteht mittelbar der Wirkung des Lichts, welches im Kreis über die Hälfte der Kugel, oder der stumpfe Winkel, welcher sich auf die Luft bezieht, abschießet.

Das Feuer stimmt mit dem rechten Winkel überein, welche je mehr sie einander entgegenkommen, umso mehr die Röte bewirken und verursachen.

Die vermischten Farben entstehen, wenn die Figuren vermischt werden.

 

Alle diese Unterschiede kommen von der Bewegung der Teile nach der Lage her, welche entweder innerlich mehr, oder äußerlich mehr ist. Ich verstehe das Äußerliche in Ansehung des Einfachen und nicht des Zusammengesetzten, und das Innerliche oder den Mittelpunkt auf Seiten des Zusammengesetzten und nicht des Einfachen.

 

Ich habe gesagt, wie man Bewegung durch Anwendung zurückstoßender und anziehender Sachen machen kann. Wie es denn an lebendigem Kalk zu sehen ist. Wenn man Kalkstein ins Feuer legt, so treibt dieses die überflüssige Feuchtigkeit weg und zieht die natürliche Feuchtigkeit zusammen, zerteilt oder schneidet bis in die kleinsten Teilchen, dringt in den innersten Platz, und läßt das Äußere an der Feuchte mangeln. Wenn diese Steine erkaltet sind und gar keine Wärme mehr haben, so nehmen sie das daraufgegossene Wasser mit einer solchen Heftigkeit an, daß die schnelle Bewegung, womit sie dieselbe ergreifen, Hitze verursacht.

 

Also dient das Feuer dazu die fremde Feuchtigkeit zu zerstreuen und die natürliche Feuchte zusammenzuziehen. Wenn es in die natürliche Feuchte wirkt, so verursacht es Kälte, und wenn es über die fremde Feuchte kommt, so macht es warm. Die Erde hingegen dient dazu die fremde Feuchte zusammenzuziehen und die natürliche zu zerstreuen. Dort wirkt sie Wärme, hier Kälte.“

 (P. M. von Respur >Vom Mineral-Geist<, Frankreich, Mitte 17. Jhdt.)